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18. März 2020 7 min Lesezeit

Die Berliner S-Bahn: eine tragende Säule des öffentlichen Personennahverkehrs  

Ebenso wie Busse, Fähren, Straßenbahn und U-Bahn zählt die Berliner S-Bahn zu den wichtigsten Säulen des Öffentlichen Personennahverkehrs in der Bundeshauptstadt. Das Streckennetz der Berliner S-Bahn, die seit 1995 von der Deutsche Bahn-Tochter S-Bahn Berlin GmbH betrieben wird, erstreckt sich über eine Länge von mehr als 327 Kilometer. Insgesamt verkehren 16 Linien auf dem Streckennetz und verbinden dabei 166 Bahnhöfe, wobei auch Teile des benachbarten Bundeslandes Teil des Berliner Streckennetzes sind. Die Berliner S-Bahn hat nicht nur eine wechselhafte Geschichte, sondern weist auch noch eine weitere Besonderheit auf: Neben der Berliner S-Bahn wird lediglich noch die Hamburger S-Bahn in Deutschland mit Gleichstrom betrieben, der aus einer seitlich angebrachten Stromschiene stammt. 

 

Die Geschichte der Berliner S-Bahn 

Auch wenn es noch drei Jahrzehnte dauern sollte, bis man die erste S-Bahn-Strecke in Betrieb nahm, wurden die Weichen bereits anno 1891 gestellt. Denn da wurde für den Schienenverkehr ein Nah- und Fernverkehrstarif eingeführt. Ab 1900 fanden die ersten Versuche statt, ein Nahverkehrssystem, welches elektrisch betrieben wurde, zu schaffen. Es sollte jedoch noch bis zum Jahr 1924 dauern, bis zwischen dem Stettiner Vorortbahnhof und Bernau eine elektrifizierte Eisenbahnstrecke in Betrieb gehen konnte.  

 

 Die Vorgeschichte der Berliner S-Bahn  

Bereits ab den ausgehenden 1930er Jahren entstanden die ersten Hauptbahnen in Berlin. Die erste führte ab 1938 von Berlin aus über Zehlendorf nach Potsdam. Bis 1846 wurden fünf Kopfbahnhöfe errichtet, von welchen aus Strecken in die verschiedensten Richtungen führten. Vier weitere Bahnhöfe wurden bis 1882 errichtet. Weil die verschiedenen Strecken auch miteinander verbunden werden sollten, wurde 1851 die sogenannte Berliner Verbindungsbahn gebaut, die dem Verlauf der damaligen Stadtmauer folgte und insgesamt fünf Bahnhöfe miteinander verband. In jener Zeit wurde der Personenverkehr auf der Straße vor allem durch das Militär stark behindert, sodass neue Lösungen gefragt waren. 

 

Schließlich wurde mit der Berliner Ringbahn um die Stadt herum eine Umgehungsbahn errichtet. Deren erster Abschnitt wurde während des Deutsch-Französischen Krieges ab 1870 zunächst vom Militär genutzt, zwei Jahre später wurde die Bahn für den Güter- und Personenverkehr generell freigegeben. Weil der Streckenverlauf der Ringbahn eine sehr markante Form hatte, nannte man ihn schon bald Hundekopf, was rasch in den allgemeinen Sprachgebrauch der Berliner Eingang fand. 

 

Die Berliner Stadtbahn wurde anno 1882 in Betrieb genommen. Hierbei handelte es sich um eine Hochbahn mit einer Länge von 11,2 Kilometern, welche den heutigen Ostbahnhof mit dem Bahnhof Charlottenburg verband. 

 

Weil Berlin während des 19. Jahrhunderts rasch wuchs, nahm auch der Verkehr entsprechend zu, was sich natürlich auch in einem höheren Verkehrsaufkommen bemerkbar machte. Deshalb wurden schon früh Gedanken laut, ergänzend zu den bestehenden Strecken spezielle Vorortgleise zu errichten. Schließlich ging die Potsdamer Vorortbahn 1891 als erste Vorortstrecke in Betrieb. Weitere Strecken mit eigenen Gleisen folgten in den nächsten Jahren. 

 

Ein weiterer Meilenstein war 1879 geschafft, als Werner Siemens eine Elektrolokomotive präsentierte, woraufhin zwei Jahre später die erste elektrisch betriebene Straßenbahn an den Start ging. Die Preußische Eisenbahn war zunächst zögerlich, startete den Betrieb mit elektrischen Locks auf einigen Strecken dann aber ab 1900. Nachdem mehrere Probebetriebe abgeschlossen waren, wurden neben der Stadt- und der Ringbahn auch diverse Vorortstrecken mit Hilfe von Oberleitungen elektrisch betrieben. 

 

Die Elektrifizierung hält Einzug  

Bereits Ende der 1890er Jahre stand das Thema Elektrifizierung auch auf der Agenda der preußischen Regierung. Jedoch galt es zunächst noch, einige Detailprobleme zu lösen. Diese Probleme waren 1914 gelöst, die Elektrifizierung der Bahn musste aber wegen des Ersten Weltkrieges und der gravierenden Kriegsfolgen hinten angestellt werden. 

 

So wurden zunächst die nördlichen Vorortstrecken, also etwa die Strecke über Gesundbrunnen nach Oranienburg und die Strecke nach Bernau elektrifiziert. In großem Stil wurde das Streckennetz der Berliner S-Bahn dann ab 1926 elektrifiziert. Denn die elektrisch betriebenen Bahnen hatten insbesondere in Bezug auf die Fahrsicherheit enorme Vorteile gegenüber den dampfbetriebenen Bahnen. 

 

Eine Bahn für die Welthauptstadt  

Nach der Machtergreifung durch die NSDAP beauftragte Reichskanzler Adolf Hitler Albert Speer, einen Grundriss für die künftige Welthauptstadt Germania zu entwickeln, in dem auch die Bahnanlagen eingeschlossen sein sollte, um ein leistungsstarkes Verkehrsmittel zur Verfügung zu haben. Unter anderem sollten die Ringbahn ausgebaut und bestehende Vorortstrecken verlängert werden. Einige dieser Vorhaben wie zum Beispiel ein Nord-Süd-Tunnel zwischen Unter den Linden und Humboldthain konnten vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges sogar noch verwirklicht werden. Und auch während der Kriegsjahre wurde das Streckennetz weiter ausgebaut. 

Die Berliner S-Bahn in der Nachkriegszeit  

Auch die Berliner S-Bahn wurde während der alliierten Angriffe auf Berlin massiv beschädigt. Jedoch gelang es, diese Schäden relativ rasch zu beseitigen. Die ersten Züge konnten bereits am 6. Juli 1945 wieder Passagiere befördern. Allerdings muss die Geschichte der Berliner S-Bahn in mehrere Phasen unterteilt werden: 

 

Bis zum Bau der Berliner Mauer 

Unmittelbar nach dem Krieg betrieb die Berliner Reichsbahn, also die Staatsbahn der sowjetischen Besatzungszone die S-Bahn in ganz Berlin. Jedoch beeinflusste der aufkeimende Ost-West-Konflikt, welcher die Teilung Deutschlands und Berlins zur Folge hatte, auch die Entwicklung der Berliner S-Bahn. So wurden bereits ab Anfang der 1950er Jahre seitens der DDR-Regierung Schritte unternommen, um Ost- von Westberlin abzugrenzen. Beispielsweise war es West-Berlinern ab 1952 verboten, das Berliner Umland, welches sich auf dem Gebiet der DDR befand, zu betreten. 

 

Ebenso wurde in den 1950ern der Berliner Außenring gebaut. Dieser hatte es möglich gemacht, Westberlin komplett zu umfahren. Ansonsten blieb der Verkehr bis zum Mauerbau anno 1961 aber unbeeinträchtigt. 

 

Nach dem Bau der Berliner Mauer  

Am 13. August 1961 erfolgte der bislang wohl größte Einschnitt in den Betrieb der Berliner S-Bahn. Fortan betrieb die Berliner Reichsbahn die S-Bahn aber in Form von zwei Teilnetzen weiter. Während die Westberliner aufgrund dieser Tatsache – auch aufgrund von Boykottaufrufen - andere öffentliche Verkehrsmittel bevorzugten, hatte die S-Bahn im Osten der Stadt eine weitaus größere Bedeutung, sodass das Streckennetz während der 1970er und 1980er Jahre auch kontinuierlich weiter ausgebaut wurde. 

 

Schließlich wurden auch die Beschäftigten, vor allem in Westberlin, immer unzufriedener, was letztlich 1980 zum zweiten Reichsbahnerstreik führte. Die Führung der Reichsbahn reagierte darauf, indem die Westberliner Beschäftigten größtenteils entlassen und das Streckennetz von zehn auf nur noch drei Linien ausgedünnt wurde. 

 

Jedoch stieß der S-Bahn-Streik auf großes öffentliches Interesse, sodass bald der Wunsch erwuchs, auch die S-Bahn zu einem Teil des Nahverkehrssystems in Westberlin zu machen, weshalb der Berliner Senat zusammen mit Vertretern der BVG Verhandlungen mit der Deutschen Reichsbahn aufnahm. Eine Vereinbarung, dass künftig die BVG die Berliner S-Bahn in Westberlin betreiben sollte, wurde im Dezember 1983 geschlossen. Und rasch war man bestrebt, das ursprüngliche S-Bahn-Netz in Westberlin wieder in Betrieb zu nehmen. 

 

Die Berliner S-Bahn nach dem Mauerfall 

Nachdem die Berliner Mauer 1989 gefallen war, stand nun die Zusammenführung der beiden S-Bahn-Netze in der nicht mehr geteilten Stadt mit höchster Priorität auf der Agenda. Auf drei Linien konnte ein durchgehender Verkehr zwischen beiden Teilen der Stadt bereits am 2. Juli 1990 aufgenommen werden. Nun wurden auch die Geisterbahnhöfe wieder angefahren, an welchen zu Zeiten DDR kein Halt gemacht wurde. Der Grund: Viele DDR-Bürger hatten diese Bahnhöfe zur Flucht in den Westen genutzt. 

 

Betrieben wurde die Berliner S-Bahn bis Ende 1993 gemeinsam von der BVG und der Deutschen Reichsbahn. Dann wurde aus Bundesbahn und Reichsbahn die Deutsche Bahn, die zugleich auch den Betrieb der S-Bahn übernahm. 

 

Die Berliner S-Bahn schlittert in die Krise  

Nahezu zwei Jahrzehnte zählte die Berliner S-Bahn europaweit zu den beliebtesten und zugleich zuverlässigsten S-Bahnen überhaupt. Etwa ab 2006 gingen die Leistungen merklich zurück und die Berliner S-Bahn schlitterte in die Krise, die zwischen 2008 und 2010 ihren Höhepunkt erreichte. Als Grund für diese Einschränkungen werden oft Rationalisierungsmaßnahmen bei der Deutschen Bahn genannt, weshalb es unter anderem zu massiven Einsparungen bei der Wartung der Züge kam. 

 

Das Netz der Berliner S-Bahn  

Grundsätzlich lässt sich das Netz der Berliner S-Bahn in drei Bereiche einteilen. So verkehrt die Stadtbahn in der Innenstadt von West nach Ost. Im westlichen Teil, genauer gesagt, vom Bahnhof Westkreuz aus, führen die Strecken weiter nach Potsdam und Spandau. Am Ostkreuz hingegen zweigt die Strecke in Richtung Strausberg Nord und Erkner ab. Weitere Abzweigungen führen nach Wartenberg und Ahrensfelde. 

 

Insbesondere für den Verkehr der S-Bahn wurde der Nord-Süd-Tunnel errichtet. Nördlich schließt sich die sogenannte Nordbahn an die Berliner S-Bahn an, hier führen Abzweigungen in Richtung Hennigsdorf und Bernau. Vom südlichen Teil des Tunnels aus führen die Dresdener Bahn und die Wannseebahn weiter. Unter anderem gibt es hier auch eine Abzweigung nach Teltow Stadt. Querverbindungen zwischen den Strecken, die vom Süden der Stadt in den Norden führen, gibt es via Berliner Außenring zwischen Hohen Neuendorf und Blankenburg.  

 

Die Innenstadt schließlich wird von der Ringbahn umschlossen. Von der Ringbahn aus gibt es am Bahnhof Treptower Park eine Abzweigung zur Görlitzer Bahn, die unter anderem zum Flughafen Berlin-Schöneberg, Spindlersfeld und Wusterhausen führt. Im südlichen Bereich der Ringbahn ist außerdem die Verbindungsbahn Baumschulenweg-Neukölln angeschlossen. Eine weitere Abzweigung zur Siemensbahn gibt es im Westen am Bahnhof Jungfernheide. Diese führt bis zum Bahnhof Gartenfeld, jedoch ist die Strecke derzeit noch inaktiv. 

 

In den weitaus meisten Abschnitten ist die Berliner S-Bahn zweigleisig ausgebaut. Die wenigen eingleisigen Streckenabschnitte finden sich insbesondere in den Außenbereichen. Ein Teil der Bahnsteige, in Birkenwerder, nutzen sowohl S-Bahn als auch Regionalzüge gemeinsam. Und auch die Fernbahn nutzt einen Teil des Berliner S-Bahn-Netzes, etwa im Streckenabschnitt zwischen Marienfelde und Blankenfelde.  

 

Eine Besonderheit: Der Bahnhof Wuhletal 

Der an der Ostbahn gelegene Bahnhof Wuhetal ist im Berliner S-Bahn-Netz aufgrund einer Eigenschaft einzigartig. Denn hier halten sowohl die Züge der U-Bahnen als auch jene der S-Bahnen an gemeinsamen Bahnsteigen. Ähnliche zweiseitige Anlagen gibt es deutschlandweit nur noch in Frankfurt am Main am Bahnhof Konstablerwache und in München Neuperlach-Süd sowie in Köln-Chorweiler. 

 

Verbunden wird durch das Netz der Berliner S-Bahn neben sämtlichen Fernbahnhöfen Berlins auch der Hauptbahnhof in Potsdam. Auch nahezu alle regionalen Bahnhöfe in der Stadt Berlin werden von der Berliner S-Bahn angefahren. 

 

Die Linien der Berliner S-Bahn 

Die Berliner S-Bahnen verkehren in etwa zwischen 4 Uhr am Morgen und nachts bis 1 Uhr, wobei für jede Linie ein fester Taktfahrplan gilt. Größtenteils fahren die Linien tagsüber in einer Taktung von zehn Minuten. An den Wochenenden und an den Nächten zu Feiertagen gilt für die meisten Linien ein Takt von einer halben Stunde. Lediglich die Linien auf der Ringbahn fahren hier in einer kürzeren Taktung. Der Grund dafür liegt darin, dass sich hier mehrere Linien überkreuzen. Aktuelle Informationen zu den Linien und den jeweils gültigen Tarifen finden interessierte Berlin-Besucher auf der Seite sbahn.berlin.de.