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11. März 2020 5 min Lesezeit

Berlin Wedding: Aus ein Arbeiterviertel mit multikulturellem Flair  

Der Berliner Ortsteil Wedding liegt genau zwischen Charlottenburg, Reinickendorf, Pankow und den Prenzlauer Berg und ist einer von sechs Ortsteilen des Bezirks Berlin Mitte. Nachdem bis ins 18. Jahrhundert hinein kaum Menschen in dieser Region lebten, wurde Wedding ab dem 18. Jahrhundert zunehmend attraktiver als Wohnviertel. Während der Industrialisierung wurde Wedding auch als das „Rote Wedding“ bekannt. Der Grund: Im Zuge der zunehmenden Industrialisierung wurde Wedding zu einem Arbeiterviertel. Dies hat sich in den vergangenen Jahren jedoch gründlich geändert. Denn heute gilt Wedding als wahrer Schmelztiegel der Kulturen, wo auch zahlreiche Menschen mit Migrationshintergrund leben. Weil nach wie vor auch zahlreiche Menschen mit geringem Einkommen und sozial Schwache in Wedding leben, zählt er eher zu den sozial schwachen Stadtteilen von Berlin. 

 

Die Geschichte von Wedding  

Als Keimzelle für den späteren Bezirk Wedding wird ein Gutshof betrachtet, welcher zu Beginn des 13. Jahrhunderts an der Pankow errichtet wurde. Erstmals urkundlich erwähnt wird Wedding zweimal in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Einmal in Zusammenhang mit einer Mühle, ein weiteres Mal in Zusammenhang mit dem Gutshof, der als Lehensgut betrachtet wurde.  

 

In den folgenden Jahren verwilderten die Flächen jedoch und aus Wedding wurde eine verlassene Siedlung,eine sogenannte Wüstung. Das Spandauer Benediktinerinnenkloster erwarb nun die Mühle, während der Lehnhof an die Stadt Berlin fiel. Die nunmehr brachliegenden Flächen nutzten die Berliner während des 14. Jahrhunderts für den Ackerbau, jedoch nicht allzu lange. Denn schon bald wuchsen hier Eichen und Kiefern, weshalb die Berliner dieses Gebiet nun als „Stadtheide“ bezeichneten. 

 

Es sollte bis ins 17. Jahrhundert hinein dauern, bis dort, wo sich heute der Nettelbeckplatz befindet, erneut ein Gutshof errichtet, den der Kurfürst von Brandenburg bereits anno 1603 übernahm. Dieser ließ auf dem Gutshof ein sogenanntes Vorwerk, also einen landwirtschaftlichen Betrieb, errichten, woraufhin der Gutshof juristisch betrachtet nicht mehr zur Stadt Berlin gehörte. 

 

Nun wurde jedoch die Stadt Berlin jedoch weiter ausgebaut und die Stadtheide fast komplett abgeholzt, um das notwendige Bauholz zu gewinnen. Daraufhin verödete die Fläche. Umfangreich besiedelt wurden die nördlich der damaligen Stadtgrenzen befindlichen Flächen und somit auch Wedding schließlich während des 18. Jahrhunderts. Wo sich heute der Weddingplatz befindet, wurden ab 1778 Kolonistenhäuser erbaut. Friedrich II. Ist es zu verdanken, dass vier Jahre später eine Kolonie gegründet wurde, welche nach dem Gutshof Wedding benannt wurde. Nach Berlin eingemeindet wurde Wedding jedoch schon einige Jahre früher, nämlich anno 1861. Die Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen wurden 1920 zum Bezirk Wedding zusammengefasst, welcher bis zum Jahr 2000 bestand. 

 

Wedding nach dem Zweiten Weltkrieg  

Nach dem Kriegsende im Jahr 1945 wurde Wedding bis zur deutsch-deutschen Vereinigung 1990 ein Teil des französischen Sektors. Und in diesen Jahren entwickelte sich auch der Multikulturelle Charakter, für den Wedding heute bekannt ist. Der Grund dafür liegt darin, dass sich ab den 1970er Jahren im traditionellen Arbeiterbezirk zahlreiche Einwanderer, insbesondere türkische Gastarbeiter niederließen, weil die Mieten hier günstig waren. 

 

Der Ortsteil Wedding heute  

Noch heute wird der Ortsteil Wedding insbesondere von Altbauten aus der Gründerzeit und Siedlungen, die im Rahmen des Neuen Wohnens zwischen den 1920er und 1930er Jahren entstanden.  

 

Nach wie vor lebt in Wedding ein bunter Bevölkerungsmix, darunter wegen der günstigen Mieten auch zahlreiche Künstler und Studenten. Und auch Menschen mit Migrationshintergrund prägen Wedding bis heute. So liegt der Anteil an ausländischen Mitbürgern in Wedding bei etwa 30 Prozent, also in etwa doppelt so hoch wie in Gesamt-Berlin. 

 

Wedding gilt nicht unbedingt als klassisches Szeneviertel mit hippen Bars und Clubs, sondern eher als ein Stadtteil zum Leben. Selbstverständlich gibt es aber dennoch zahlreiche gemütliche Kneipen und Cafés, wo es sich die Gäste gemütlich machen können. Und wer das Berliner Nachtleben intensiver erkunden möchte, erreicht von Wedding aus die Berliner Szeneviertel innerhalb kürzester Zeit. 

 

Auch auf Kulturgenuss brauchen die Einwohner in Wedding nicht zu verzichten. Beispielsweise hatte die französische Militärregierung das Centre Francais de Berlin eingerichtet, dessen Intention in der Förderung der deutsch-französischen Freundschaft lag. In diesem Gebäude befindet sich außerdem das Kino Wedding. Eine ähnliche Absicht wird mit dem Deutsch-Französischen Volksfest verfolgt, welches seit 2000 am Kurt-Schumacher-Damm auf dem Zentralen Festplatz stattfindet.  

 

Wer sich näher für die Geschichte der beiden Weltkriege interessiert, sollte sich einen Besuch im Anti-Kriegs-Museum nicht entgehen lassen, welches seit 1984 in Wedding besteht. Dokumentiert wird dort übrigens auch die aktuelle weltweite Kriegssystem.  

 

Leben und erholen in Wedding  

Auch wenn die Möglichkeiten der aktiven Freizeitgestaltung innerhalb des Ortsteiles ein wenig beschränkt sind, so gibt es in Wedding doch zahlreiche Möglichkeiten, das Leben richtig zu genießen. So ist der Leopoldsplatz – oder der Leo, wie die Berliner ihn nennen – zusammen mit der angrenzenden Müllerstraße die wichtigste Einkaufsmeile in Wedding. Vom anstrengenden Shoppingbummel können sich die Besucher in einer der zahlreichen Kneipen oder in einem Café an der Müllerstraße erholen. 

 

Wer seine Freizeit lieber im Grünen verbringen möchte, hat dazu die Gelegenheit in verschiedenen Grünanlagen. Dazu gehört beispielsweise der Volkspark Rehberge, der in den 1920er Jahren angelegt wurde und direkt an den Goethepark angrenzt. Somit steht hier zur Erholung eine Parkfläche von rund 115 Hektar bereit. 

 

Auch auf ungetrübtes Badevergnügen brauchen die Berliner in Wedding nicht zu verzichten. Schließlich hat am westlichen Seeufer das Strandbad Plötzensee seine Pforten geöffnet, was an sonnigen und warmen Tagen von bis zu 10.000 Besuchern ausgiebig genutzt wird. Bäder wurden in diesem Bereich bereits während des 19. Jahrhunderts eingerichtet. Doch in seiner heutigen Gestalt entstand das Gelände während der 1920er Jahre, als auch der Volkspark Rehberge gestaltet wurde. Hier wollten die Verantwortlichen einen Freizeitort für jene Arbeiter gestalten, die in Wedding lebten.  

 

 

Wedding nach dem Zweiten Weltkrieg  

Zwar vereint der Ortsteil Wedding diverse Kieze, die sich völlig unterschiedlich präsentieren, doch mit der Bevölkerungsstruktur doch eines gemeinsam haben. Denn die lange Vergangenheit als Arbeiterviertel lässt sich auch in der Gegenwart noch verspüren. Das sind die unterschiedlichen Kieze und Viertel: 

 

  • Das Afrikanische Viertel erstreckt sich im Nordwesten des Leopoldplatzes zwischen dem Volkspark Rehberge und dem Bezirk Reinickendorf. Seinen Namen verdankt dieser Kiez der Tatsache, dass der Tierhändler und Zoodirektor Carl Hagenbeck vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges hier eine zoologische Anlage geplant hatte, in welcher Tiere und Menschen aus den afrikanischen Kolonien des Deutschen Reiches präsentiert werden sollten. Geprägt wird dieser Kiez vor allem aus Bauten, die in den 1920er und 1930er Jahren entstanden sind wie etwa die Friedrich Ebert-Sielung. 
  • Beim Antonkiez handelt es sich um einen kleinen und beschaulichen Kiez zwischen dem Nauener Platz, dem Leopoldplatz, der Reinickendorfer Straße und dem S-Bahnhof Wedding. Hinter der Namensgebung steckt allerdings keine besondere Geschichte. 
  • Das Englische Viertel: Beim Englischen Viertel handelt es sich um eine Weddinger Wohngegend, die insbesondere vom Schillerpark geprägt wird. Den Namen verdankt dieses Viertel den Straßennahmen, die anlässlich eines Besuches des britischen Königs Eduard VII. nach Städten in Großbritannien und Irland benannt worden waren. 
  • Der Belgische Kiez liegt zwischen dem Augustenburger Platz, der Luxemburger Straße, der Seestraße, der Müllerstraße, dem Leopoldsplatz und der Amrumer Straße und verdankt seinen Namen der Tatsache, dass die Straßen nach Regionen und Orten in Belgien benannt wurden. Geprägt wird dieser Kiez insbesondere durch Bauten aus der Gründerzeit.  
  • Weitere Kieze in Wedding sind der Leopoldskiez rund um den Leopoldsplatz sowie der Sprengelkiez, der oft auch Sparrplatz-Kiez genannt wird. Geprägt wird dieser Kiez durch die fünfgeschossigen Mietshäuser, die während der Gründerzeit errichtet wurden und wo auf engem Raum überdurchschnittlich viele Menschen zusammen leben.